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Elisabeth von Schlieben

  

Wilhelmine Louise Elisabeth von Schlieben wurde am 13. Dezember 1765 als 4. Kind von Hans Ernst von Schlieben und dessen Frau, eine geborene von Bredow-Friesack, in Briesen geboren.

Da ihr einziger Bruder bereits 1770 und ihr Vater 1776 verstarben und eine ihrer Schwestern bereits 1773 heiratete, wuchs Elisabeth wohlbehütet in der Gemeinschaft mit ihrer nur knapp zwei Jahre älteren Schwester auf. Sie lebten eher still und auf sich bedacht, denn beide verband eine innige Schwesternliebe.

Schon im Alter von 8 Jahren unternahm von Schlieben erste Versuche des Reimens. Da die berühmte Karschin ihr absolutes Vorbild war, schicke sie ihr ihr erstes längeres Gedicht „Sachsens Mitgefühl am Grabe Friedrichs".

Diese befand das Gedicht nach einigen Nachbesserungen ihrerseits für so gut, dass sie es drucken ließ. Was folgte war ein reger brieflicher Austausch der beiden Frauen, durch den Elisabeth von Schlieben in ihrer Liebe zum  Dichten bestärkt wurde.

1788 starb die geliebte Schwester Karoline und gemeinsam mit ihrer Mutter verzog Elisabeth nach Grossen. Dort fand sie eine wunderschöne Natur vor und gewann schnell viele neue Freunde beiderlei Geschlechts.

Zu ihrem engsten Freundeskreis zählten bald Justus Friedrich Troschel und dessen Bruder Jakob Elias Troschel, welcher später ihre ersten Gedichte unter dem Synonym Wilhelmine von Saxx veröffentlichte. Er nahm sie ernst und beriet sie kenntnisvoll in ihrem musischen Schaffen.

Doch am meisten gewannen ihr Herz und ihr Geist durch die Freundschaft zu Zeller, welchen sie am Ende des 18. Jahrhunderts kennen und schätzen lernte.

Die von Schlieben betrachtete sowohl Troschel als auch Zeller als väterliche Lehrer und Freunde.

1807 verstarb Elisabeths Mutter und so kehrte sie 1808 nach Briesen zurück, um sich um die Bewirtschaftung des Gutes zu kümmern. Dennoch hielt sie an ihrer Bildung fest und arbeitete diszipliniert im Selbststudium. Sie las unzählige Bücher und verfasste viele Gedichte.

1817 verkaufte sie das Gut Briesen, behielt sich aber lebenslanges Wohnrecht vor. Das durch den Verkauf erworbene kleine Vermögen legte sie noch im selben Jahr in einer Stiftung an, aus deren Mitteln unter anderem 1822 die Freischule in Briesen errichtet wurde. Sie widmete sich der menschenfreundlichen Sorge für das Landvolk des Ortes, dem Gedeihen der Schule und ihrem Studium.

Ganz intensiv aber wandte sie sich der Erziehung und Bildung eines Pflegekindes zu,  welches sie angenommen hatte und für das sie die Mutterstelle einnahm.

Ihre hohe Geistesbildung, ihr menschenfreundlicher Charakter, der nicht bloß durch Wohltätigkeit mit edelmütigen Aufopferungen, sondern auch moralisch Gutes auf jede mögliche Weise zu befördern strebt und ihr redlicher Eifer für Wahrheit, erwarben ihr innige Achtung und die Liebe aller, die sie näher kannten und heißen Dank vieler, denen sie wohltätige Freundin war.

Wilhelmine Louise Elisabeth von Schlieben verstarb am  9. Juli 1852 in Golßen. Dorthin war sie bereits mehrere Jahre vor ihrem Tode zu einer Freundin mütterlicherseits gezogen.

 

Hier eine kleine Auswahl zweier Gedichte von Elisabeth von Schlieben, die unter ihrem Synonym Wilhelmine von Saxx veröffentlicht wurden:

 

Weib, dem die Einfalt Würde gab,

O, Weib im wahren Sinn! Beneide du nicht Frauen

im Putze schön und stolz in Kleiderpracht.

Sie sind den Affen gleich und Pfauen,

Modelle nur der Kunst des Putzes - zum Beschauen.

Sie tragen Sklaventracht

der eigensinnigen Herrschaft Mode;

Sie täuschen uns im Leben - und im Tode

den Wurm an ihrem Leichnam noch

Gönn ihnen ihr geschmücktes Joch.

Auch gönne den gelehrten Frauen

ihr eigenliebig Selbstbeschauen,

und ihre Bücher, ihr Papier,

lass ihrer eiteln Ehrbegier

den Lorbeerkranz, nach dem sie Ringen.

Ein bessrer Kranz ist dein,

wenn deine Kinder dich umringen,

ein horchend Ohr, ein offnes Herz dir bringen.

Hier schreibe deinen Lehren ein, die selbst erfahrnen Weisheitslehren;

dies Buch wird dich,

wenn alles, was der Ehrgeiz schrieb, verblich

weit auf die Nachwelt ehren.

 

 

 

 

Ha, das ist gütig

und edelmütig

und weiblich schön!

Das müssen Männer,

als Menschenkenner

selbst eingestehn.

Wenn die Klienten,

die ich als Rat und Advokat,

die ich vertrat

nur reden könnten,

Sie dankten dir gewiss dafür

mit tausend Worten

und priesen gern,

so nah als fern,

an allen Orten

die Edeltat

die Schutz verleibet.

die sie befreiet

vom Richtstuhl hat,

vor dem sie standen

und Schmach empfanden

Unangeseh'n

mit bangem Flehen

das unverstanden vom Richterohr

sich in die Lüfte umher verlor.